Experiment Gipsschalen

Phase 1: Tücher und Aufhängung vorbereiten, in Gips tauchen

Phase 2: trocknen lassen

Phase 3: umdrehen, weiter bearbeiten

Vorbild für die Gipsmodelle: das Hängemodell von Antoni Gaudi (Ausstellung in Barcelona, Casa Mila)

Experimentbeschreibung

IDEE
Krebsschalen schützen den weichen Körper des Krebses- sie sind hart, dünn und entsprechend dem Körperbau organisch geformt. Diese Art des Körperschutzes wollen wir nachbauen.

MATERIAL
Tücher, die man an ihren Ecken oder Rändern befestigt und der Schwerkraft überlässt, hängen sich ganz automatisch in ihre natürliche optimale Form- diese Art der Formfindung nennt man „Hängemodell“. Das Interessante daran ist, dass Form auch umgedreht der optimalen statischen Linienführung einer Schalenform entspricht. Dieses Prinzip nutzen wir, indem wir Tücher in flüssigen Gips eintauchen, trocknen lassen und umdrehen. Dafür geeignet sind saugfähige Tücher aller Art, z.B. Geschirrtücher, Stofftaschentücher, Mullwindeln, Stoffreste. Wir brauchen außerdem Gips und Schüssel/ Eimer aus dem Baumarkt, Stöcke für Gestelle, Paketschnur zum Befestigen. KEINE synthetischen Materialien!!

SCHWIERIGKEITSGRAD
Es muss zügig und konzentriert gearbeitet werden, da der Gips schnell abbindet. Aber: Erfolgserlebnis ist sehr schnell, mit hohem Spaßfaktor und Gruppendynamik.

AKTION 
Zur Vorbereitung sammeln wir unterschiedliche Tücher aus verschiedenen Materialien und Größen. Für die Aufhängung der Tücher werden dann verschiedene Traggerüste vorbereitet, am einfachsten mit gesammelten Stöcken oder auch Stangen und Stäben aus dem Baumarkt. Die Stöcke werden so zusammengesteckt und verbunden, dass die Tücher daran frei, z.B. an den Ecken, mit Schnüren oder Pinnnadeln aufgehängt werden können. Die Formfindung wird durch viele Faktoren beeinflusst: Größe und Grundform des Tuches, Zahl und Art der Aufhängepunkte, Saugfähigkeit des Materials.

Der Gips wird parallel dazu flüssig in einer großen Schüssel/ einem Eimer vorbereitet, sodass die Tücher komplett eingetunkt werden können. Es muss zügig gearbeitet werden, da der Gips schnell abbindet. TIPP 1: lieber mehrmals kleinere Portionen anrühren als eine große. TIPP 2: es wird insgesamt in der Regel mehr Gips benötigt als vorher geschätzt.

Die Hängeformen werden nun zum Trocknen auf vorbereitete Gestelle, z.B. frei gestellte Tischböcke oder zueinander gedrehte Stuhllehnen platziert. Der Trocknungsprozess dauert je nach Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw. ca. 2-8 Stunden. Dann können die Formen von ihren Gestellen gelöst und umgedreht werden.

Nun kann man die Schalen weiterverwenden und weiterbearbeiten. Sie können bemalt, geschnitten, gestapelt oder mit anderen Materialien kombiniert werden. Die unterschiedlichen Schalenformen wecken viele Assoziationen und sind zum Spielen bestens geeignet: als Elefantenhaus, Konzerthalle, Fußballstadion, Tankstelle, Bushaltestelle … oder auch als Wohnhaus?

SCHAU AN: DIE FORM ENTSTEHT VOR DEM TROCKNEN
Nach den ersten Versuchen wird man feststellen, dass die Form, sobald der Gips beginnt abzubinden, sich kaum korrigieren lässt.  Das ist aber genau dann von Vorteil, wenn man flüchtige Formen „einfangen“ will. Die umgedrehte getrocknete Schale hält die Form, die sowohl hängend wie stehend einen optimierten Kräfteverlauf nachzeichnet. In der Bautechnik nennt man diesem Effekt „Hängelinie“ (oder „Kettenlinie). Der Ingenieur und Architekt Antonio Gaudi z.B. hat für die „Sacrada Familia“ in Barcelona mit einem Kettenmodell die Hängelinien ermittelt, die für den Bau der Gewölbelinien maßgeblich waren.  Man kann an den Schalenformen auch sehr gut erkennen, wie die labilen Ränder und Auflagerpunkte durch den Stoff verstärkt werden – dadurch wird die Knick- und Beulgefahr verringert.

Veröffentlichung + Informationen

Buchveröffentlichung im Verlag an der Ruhr
„Wie bauen Tiere? Wie bauen Menschen“ erscheint im Verlag an der Ruhr, in einer Werkreihe im Pappordner mit herausnehmbaren und kopierfähigen A4- Blättern. In 9 Kapiteln werden 9 Tiere, ihre Behausungen und ihre Analogie zur Architektur in mehr als 60 nachbaubaren Experimenten vorgestellt.

Buchveröffentlichung im Herder Verlag

Kreativ Bauen nach dem Vorbild der Natur

Kinder zeigen großes Interesse für den Aufbau und die Beschaffenheit von Tierbehausungen, Tierkörpern und Pflanzen und vergleichen sie mit den von Menschen gebauten Dingen, die sie kennen. Das Werkstattheft greift die Faszination der Kinder auf und eröffnet einen kreativen und experimentierfreudigen Zugang zu den beiden großen Themenbereichen Natur und Architektur. 20 Bau-Aktionen für Kita- und Schulkinder, mit vielen Fotos anschaulich erklärt.

Veröffentlichung in kindergarten heute
(Fachzeitschrift für Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern) Heft 05/2011

Die Natur als Ideengeberin

Wo kann man aus der Natur lernen? Und was hat sich der Mensch von der Natur abgeschaut? Das interessiert nicht nur die Architekturbionik – auch ein Projekt mit Kindern kann sehr spannend sein.